Donnerstag, 13. Januar 2011

Gelesen VII

  • Renate Giacomuzzi: Zum Archivierungsprojekt DILIMAG – Positionen, Erfahrungen, Probleme, in: SPIEL, S. 235–246.

Rechtliche Situation bei Archivierung von digitalen literarischen Magazinen: Die Verwertungsrechte müssen beim Herausgeber liegen, damit er dem Archiv die Zugänglichmachung erlauben kann (das gilt ab dem Moment, wo die Archive durch einen Viewer veröffentlicht werden).

Giacomuzzi schreibt über die Praxis bei DILIMAG und Web-archiving im Allgemeinen. Neben den rechtlichen Fallstricken diskutiert sie, dass durch den Akt des Archivierens die Wirklichkeit verändert wird. Aus den veränderlichen Web-Werken werde eine persistente Archivversion, die mehr Züge eines „Originals“ aufweist als das Original selbst.

Links:

Mittwoch, 12. Januar 2011

Notizen III

Aktuelle Diskussion über den digitalen Radiergummi. Digitale Daten sollen mit einem Verfallsdatum versehen werden, um dem Internet das Vergessen beizubringen aufzuzwingen, während auf der anderen Seite der Vernunft Archivare um das Bewahren ganzer Menschheitsepochen bangen.

  • "http://www.heise.de/newsticker/meldung/Verbraucherschutzministerin-will-Verfallsdaten-fuer-Bilder-durchsetzen-1167777.html"Verbraucherschutzministerin will Verfallsdaten für Bilder durchsetzen (Heise.de)
  • "http://www.neunetz.com/2011/01/11/vergessen-digitales-mit-selbstzerstoerungsmechanismus-um-den-status-quo-zu-erhalten-unmoeglich-und-das-ist-gut-so/"Vergessen: Digitales mit Selbstzerstörungsmechanismus, um den Status Quo zu erhalten? Unmöglich. Und das ist gut so. (Marcel Weiss; Neunetz)
  • "http://nerds.computernotizen.de/2011/01/11/das-netz-ist-dement/"Das Netz ist dement (Torsten Kleinz)

Dienstag, 11. Januar 2011

Notizen II

Was gehört „dazu“? Ist nur der Text/Inhalt wichtig? Ist auch die Präsentationsform wichtig (Differenz zum Buch?)? Ist Funktion(ieren) wichtig? Vergleiche Archive innerhalb von Websites und wirklich frühere Versionen im Internet Archive. Vergleiche den Artikel von Giacomuzzi über DILIMAG.

Gelesen VI

  • Karin Schmidgall/Jochen Walter: Literatur im Netz. Sammeln, Erschließen, Archivieren. Bericht über eine Herausforderung für die klassische Bibliothek in: Florian Hartling / Beat Suter (Hrsg.): Archivierung von digitaler Literatur: Probleme-Tendenzen-Perspektiven, Frankfurt a. M. 2010, S. 223–234.

Schmidgall und Walter berichten von der Arbeitsweise am Deutschen Literaturarchiv Marbach, das sich mit der Plattform Literatur im Netz bemüht, digitale literarische Publikationen zu archivieren und zu erschließen. Es geht in dem Aufsatz um die Schwierigkeiten bei der initalen Sammlung relevanter Titel, um Auswahlkriterien, rechtliche, sowie technische Aspekte der Archivierung beim DLA. Außerdem werden die Kooperationspartner genannt. Die Autoren räumen ein, dass das Projekt noch in den Kinderschuhen steckt und sich insbesondere dynamisch generierte Inhalte oftmals der Archivierung auf technischer Ebene widersetzen. Aber es wird auch beschrieben, wie früh man sich beim DLA mit dem Phänomen digitaler Literatur in archivalischer Hinsicht zu beschäftigen begann:

Der im DLA archivierte Zeitungsartikel [der FAZ vom 16.5.1997 über den 2. Internet-Literaturpreis] trägt den handschriftlichen Vermerk des damaligen Direktors Ulrich Ott: Wir müssen uns um die Archivierung kümmern. (S.224)

Freitag, 7. Januar 2011

Notizen I

Die Frage nach dem Urheberrecht. 70 Jahre nach dem Tod des Autors vs. Kurzlebigkeit digitaler Publikationen.

Gelesen V

  • Valeska Bührer: Dearest progressive scan loading. On victims of broadband, in Florian Hartling / Beat Suter (Hrsg.): Archivierung von digitaler Literatur: Probleme-Tendenzen-Perspektiven, Frankfurt a. M. 2010, S. 187–189.
  • Simon Biggs: Publish and Die. The Preservation of digital literature within the UK, in: s.o., S. 191–202.
  • Reinhard Altenhöner/Tobias Steinke: Archivierung von Netzliteratur in der DNB, in: s.o., S. 203–214.
  • Sabine Schrimpf: Archivierung von Netzliteratur: Herausforderungen aus der Sicht von nestor – Kompetenznetzwerk für digitale Langzeitarchivierung, in: s.o., S. 215–221.

Bührer interviewt Olia Lialina hauptsächlich in Bezug auf deren Werk My Boyfriend Came Back From The War. Lialina erzählt, dass es praktisch nur noch eine Dokumentation seiner selbst ist, weil die technische Entwicklung – insbesondere die schnelleren Internetverbindungen – das ursprüngliche Erlebnis ausschalten. Außerdem sei net.art auf Feedback maW User-Interaktion angewiesen, die es nach so einer „langen“ Zeit bei ihrem Werk nicht mehr gäbe.

Biggs berichtet über die vielschichtigen parallelen Anstrengungen in UK, digitale Kunst zu archivieren. Ein klares Konzept gibt es weder, noch erachtet er es als uneingeschränkt möglich eines zu finden, weil die Verantwortlichkeit wegen der Umgehung klassischer Distributionswege oftmals bei den Autoren selbst liegt. Schließlich äußert er den Gedanken, dass man vielleicht grundsätzlich von der Idee der Archivierung Abstand nehmen müsse, und die digitale Literatur als das nehmen, was sie ist: vergänglich.

Altenhöner und Steinke erklären die Aufgaben der DNB, insbesondere seit 2006 und die Strategien der Archivierung, die die DNB anwendet. Die Schwierigkeiten, die digitale und Netz- Publikationen aufwerfen, werden angesprochen, ebenso wie die DNB ihnen begegnet; Stichworte u.a.: Migration und Emulation. Das Projekt kopal wird vorsgestellt, mit dessen Hilfe man sich erhofft, so viel wie möglich automatisieren zu können, um auch digitale Werke langzeitverfügbar zu machen.

Schrimpf gibt die Essenz eines Workshops zum Thema 2008 wieder, der von nestor veranstaltet wurde und an dem Repräsentanten verschiedener mit der Archivierung von Netzliteratur verbundenen Gruppen (Autoren, Bibliothekare, Archivare usw.) teilgenommen haben. Die Aufgabe der Archivierung sollte wie bisher unter mehreren Stellen aufgeteilt werden (Archive, Bibliotheken, Museen …), Autoren sollen aktiv mitarbeiten daran, dass ihre Werke archiviert werden können, verteilte Speicherorte sollten schließlich miteinander verbunden werden z.B. in Form eines gemeinsamen Einstiegspunktes (Katalog o.ä.).

Dienstag, 4. Januar 2011

Gelesen IV

  • René Bauer: GameArt: das Subversive in einem „Mille Plateaux“-Archiv sammeln, in: Florian Hartling / Beat Suter (Hrsg.): Archivierung von digitaler Literatur: Probleme-Tendenzen-Perspektiven, Frankfurt a. M. 2010, S. 169–178.
  • Hauke Brunkhorst: Abschied von Alteuropa. Die Gefährdung der Moderne und der Gleichmut des Betrachters – Niklas Luhmanns monumentale Studie über die Gesellschaft der Gesellschaft, in: DIE ZEIT, 25/1997.
  • Frank Klötgen: Das Siechtum nach der Deadline, in: s.o., S. 179–185.

Bauer beschreibt ein zu erschaffendes Archiv der tausend Ebenen. Über eine Webplattform sollen beliebige User Spiele eintragen können, deren Zeuge sie geworden sind. Diese Einträge sollen weiter verknüpft werden mit Verweisen, Beschreibungen, Autoren-Statements und beliebigen weiteren Ressourcen. Darüber hinaus sollen Events organisiert werden, die die Spiele aus dem Virtuellen ins Physische holen, um sie erlebbar zu machen. Diese Events generieren wiederum neue Berichte, (als nötig beschriebene) Video-Dokumentationen usw., die daraufhin auch in die Datenbank eingespeist werden. Schließlich sollen die Spiele selbst – soweit möglich – gesammelt und archiviert werden mit allem nötigen Peripheriematerial sowohl in Hard- als auch in Software.

Auf den ZEIT-Artikel bin ich in der Wikipedia über Niklas Luhmann gestoßen. Es ist eine Rezension dessen Werks Die Gesellschaft der Gesellschaft. Dieser Titel wird von René Bauer referenziert, als dieser sich auf den von Luhmann beschriebenen Wandel von einer geschichteten zu einer funktional ausdifferenzierten Gesellschaft bezieht. Brunkhorst folgt in der Rezension Luhmanns Systemtheorie, erkennt aber nicht als erster darin den blinden Fleck in Hinsicht von Ethik, Moral oder allgemein Normen.

Klötgen beschreibt die Erlebnisse mit seinem Werk Spätwinterhitze. Nachdem er es in einer ungeheuren Anstrengung so konzipiert und geschrieben hatte, dass es auf so gut wie allen damals (2004) gängigen Browsern les- bzw. (ab)spielbar war, begann der Verfall im Moment der Veröffentlichung. Der technische Forschritt macht es heute so gut wie unmöglich, das Werk so zu erleben, wie es ursprünglich intendiert gewesen war. Klötgen hätte deshalb gern ein Down-Grade Plug-In, das es erlauben würde, die idealen Rahmenbedingungen zum Genuss des Werkes zu simulieren. Außerdem wünscht er sich in einem möglichen Archiv eine einleitende Beschreibung der technischen Beschränkungen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung eines netzliterarischen Werkes herrschten, damit zukünftige Leser, das Werk auch in den angemessenen Kontext setzen können.